Reiseabenteuer Si Phan Don

Kürzlich nahm einer meiner Charakterzüge – ich kann manchmal recht stur sein – süsse Rache an mir. Aber ich hatte es verdient und es wurde ein tolles Erlebnis daraus.

Ich brach von Ubon Ratchathani aus per Bus auf nach Pakse auf. Das ging ganz ordentlich und 3.5 Stunden später waren die ca. 100 Kilometer an Distanz und die Zollkontrolle überwunden. Einzig ein „Wochenendzuschlag“ von 100 Baht mussten alle den Laotischen Zöllnern für die Einreise am Sonntag je Person zusätzlich bezahlen.

Einen Tag später um neun fragte ich an der Rezeption meines Hotels, wann denn der nächste Bus zu den viertausend Inseln Laos (Si Phan Don) ganz im Süden Laos abfahren würde. Die Dame sagte, es habe nur einen immer um halb Acht des Morgens. Da dachte ich mir, das es an der Busstation nachmittags dann schon noch einen anderen geben würde, denn ich hatte keine Lust, noch einen Tag zu warten, wie das vielleicht andere getan hätten. Meine Sturheit manifestierte sich!

Später an besagter Busstation kaufte ich mir das Rückfahrticket nach Ubon, damit ich schon mal wusste, wann diese Busse fahren. Lustigerweise sind es vier Verbindungen im Tag von Ubon nach Pakse, aber nur zwei zurück. Dann äusserte ich meinen Wunsch, jetzt um 13 Uhr nach Si Phan Don zur Don Khon-Insel fahren zu wollen. Da antwortete der Mann, da müsse ich zur südlichen Busstation. Von einer solchen stand interessanterweise in keinem Touristenführer etwas. Leider war auch das Tuktuk, das mich zur Bushaltestelle gebracht hatte, schon wieder verschwunden und ich dachte schon, ich müsse zur Strasse laufen in der Mittagshitze und dort mein Glück versuchen. Normalerweise wimmelt es nur so von Tuktuks an allen Busstationen in Südostasien, nur um die Zeit und hier scheinbar nicht. Da wurde mir dann klar, dass diese Fahrer ja auch nicht blöd sind und logischerweise nur dann dort warten, wenn sie wissen, dass demnächst ein Bus ankommt.

Der Ticketmann kam wieder zu mir und sagte, ich könne in einem Bus zur Südstation fahren. Das wurde mir umsonst offeriert. Die Laoten sind freundlich und hilfsbereit. Das kam mir in der Situation glücklicherweise zugute.

Die Busstation war dem Stil einer Thailändischen nicht unähnlich, nur dass sie nicht asphaltiert war. Ich möchte nicht wissen, wie es dort zur Regenzeit aussieht! Vielleicht war dies der Grund, dass die Station in keinem Reiseführer erwähnt war. Nach einigem Fragen und einigen Missverständnissen war mir dann klar, dass ein bereits mit 20 Personen besetztes Songthaew um 14 Uhr in Richtung Don Khon / Don Det abfahren würde. Ich war der einzige Ausländer. Also zwängte ich mich „auf den letzten Platz“, meine Reisetasche fand auf dem Dach unter dem Sicherheitsnetz einen Platz. Beine strecken war nicht möglich, da es eine Mittelplanke gab und darunter Kartonschachteln mit Energy- und Softdrinks gestapelt waren. Das war recht unbequem, aber dies überraschte mich nicht wirklich, da ich schon wusste, dass Komfort im lokalen Transportwesen nicht zählt. Was zählt, ist, möglichst viel zahlende Passagiere und Material pro Reise mitzunehmen.

Als es dann los ging, tauchten plötzlich wie aus dem Nichts nochmals 15 Leute auf, die auch noch mitwollten. Einige kamen zu Fuss gerannt, zwei wurden per Auto noch abgeliefert und eine Mutter mit Kind wurde von der Kollegin mit dem Motorrad hingefahren. Diese fand, im Gegensatz zur anderen Mutter mit Kleinkind, vorne auf dem Beifahrersitz einen Platz. Unter den Spätankommenden war auch ein älterer Mann mit einem bereits ziemlich lethargischen Hahn, dessen Füsse zusammengebunden waren. Der verhielt sich erstaunlich ruhig, bis er beim Aussteigen dann wieder herausgezogen wurde. Da wurde dann nochmals ein wenig gegackert und mit den Flügeln geschlagen.

Als dann alle Passagiere im Wagen waren, fuhren wir los, um dann aber gleich an der nächsten Tankstelle den ersten Stopp zu machen, denn überall in Südostasien wird aus Prinzip erst dann getankt, wenn alle Passagiere bereits im Gefährt sind. 10 Minuten später wollten nochmals vier Leute mit. Auch diese zwängten sich noch irgendwie hinein. Der Fahrer des Wagens schob uns noch ein bisschen zusammen, um Platz zu machen. Mir fiel dann aber auf, dass immer noch 35 Leute im Wagen waren. Vier bis fünf junge Männer waren aufs Dach geklettert.

 

viertausend Inseln Laos - auf dem Songthaew

 

Wahrend der Fahrt wurde ich Zeuge, wie die Mutter ihr Kind stillte. Ihr blieb da wohl auch keine andere Wahl bei einer Fahrt von 3.5 Stunden Dauer. Nach etwa 2 Stunden, nachdem die ersten wieder ausgestiegen waren, wurde die Stimmung etwas lockerer und die Leute begannen miteinander zu sprechen und fleissig Zigaretten zu rauchen. Das Thema kam dann auch noch auf mich. Da ich Thailändisch sprechen kann und Laotisch recht ähnlich tönt, vernahm ich, dass eine Dame der Meinung war, ich sei wie vier Leute. Ich antwortete dann ironisch, ich sei wie drei Leute. Überall in Südostasien sagen die Leute im übrigen recht geradeheraus, was sie denken. Das darf man nicht so persönlich nehmen.

Bei einem Zwischenstopp, wo Leute und Material ausgeladen wurden, wurden wir regelrecht belagert von Händlerinnen und Händlern, die ein Gemüse verkauften, das weiss war und innen wie eine Zwiebel aussah. Dieses Gemüse wurde von den Passagieren in Zwanzigerbündeln rege gekauft. Zudem wurden gegrillte Hähnchen hinein gehalten, wohl in der Hoffnung, dass jemand Appetit bekommt. Leider funktionierte das nicht. Kurz vor dem Ziel wurden alle Kartonschachteln abgeladen. Endlich konnte ich nach knapp 3 Stunden mal wieder meine Beine strecken! Einem Kiosk in der Gegend wurde so offensichtlich sein Wocheneinkauf geliefert. Die letzten 30 Minuten der Reise waren dann regelrecht gemütlich mit nur noch 10 Personen an Bord.

 

viertausend Inseln Laos Wer will einen Snack?

Schliesslich kamen wir am Bootsteg an, wo ich dann ein Boot für mich alleine chartern musste, da ich der einzige Tourist mit der tollen Idee war, erst am Nachmittag nach Si Phan Don kommen zu wollen. Belohnt wurde ich aber mit einer tollen Abenddämmerungsstimmung. Auch nicht schlecht, wie ich fand.

 

viertausend Inseln Laos -  Mekong-Ufer

 

viertausend Inseln Laos - Endlich in Si Phan Don

 

Seitennotiz: Ein Bootsfahrer, der mich einen Tag später für die Sonnenuntergangstour herumfuhr, erzählte mir, dass auf dem Songthaew eine Stunde früher, mit dem er von Pakse kam, nur 17 Personen mitfuhren. 🙂

 

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